Kunsthaus Orplid


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Rieger/Bachmayer
Eröffnung im Orplid Solln am Freitag, 16. März, 18 Uhr

„Sinnzeichen“ lautet das Motto der jüngsten Ausstellung im Orplid in Solln, wo Alinde Rothenfußer in „ihrem einzigen privaten Kunstsalon weit und breit“, wie es vor kurzem ein Redner formuliert hat, zwei langjährige Weggefährten wie auch wichtige Wegbereiter der Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg zusammengeführt hat, Helmut Rieger und Hans Matthäus Bachmayer. „Sinnzeichen“ trifft genau in das Herz dessen, was dort im Orplid zu sehen ist. Beide Künstler haben dem, was das menschliche Leben in der Tiefe ist, sichtbare Gestalt gegeben, das Zusammenwirken von Ideen, wie es Plato schon formulierte, mit archaischen Energiesystemen. Es geht um das Ineinanderverschränktsein von Täter- und Opferprinzip, das jedes Leben auf diesem Planeten bestimmt, und es geht um Eros, dem Antrieb, der hinter allem steht. Helmut Rieger hat sich mit dem Jagen und Gejagdwerden auseinander gesetzt, das immer als Wechselwirkung passiert, und in dem immer die beiden Pole der Dualität dieser Welt, das männliche und das weibliche Prinzip, eine Rolle spielen. Die geradezu aberwitzigen und nur scheinbar naiven Stelen von Hans Matthäus Bachmayer vereinen jede in sich diese beiden lebenschaffenden Prinzipien. Da die Arbeiten beider Künstler wahrhaftig sind, sind sie auch schön, wenn auch auf sehr unterschiedliche Weise.
Helmut Rieger studierte in München an der Akademie bei Erich Glette. 1961, noch in dessen Malklasse, wurde er Mitbegründer der Gruppe WIR, die den Weg zu einem neuen Denken in der Malerei suchte. Ein Jahr später stieß der neun Jahre jüngere Hans Matthäus Bachmayer hinzu. Bachmayer hatte zunächst Philosophie und Literatur studiert und sollte sich im weiteren Verlauf auch als Autor einen Namen machen. Die bildende Kunst empfand er jedoch stets als gleichrangig. Arbeiten beider aus den frühen 1960er Jahren – von der Stadt München in der Rathaus-Galerie gezeigt – lassen erkennen, dass damals schon eine Substanz der expressiven, die Farbe stark betonenden Auflösung der sogenannten Wirklichkeit vorhanden war. Beide Künstler suchten im Verlauf der Jahrzehnte ihre eigenen Wege, in ihren Werken das Unsichtbare hinter dem Sichtbaren zu dokumentieren und diese Botschaft dem Betrachter mitzugeben, mag er sich dessen bewusst sein oder nicht. Eine gewisse Bereitschaft, sich einzulassen, sollte vorhanden sein. Dies ist keine Ausstellung, die man wie nebenher durchwandert.
Innerhalb der Farbskala, mit der Helmut Rieger arbeitet, spielen dunkle, erdige Töne eine dominante Rolle, viel Schwarz, Rot und Gelb, doch sind auch, je nach Schaffensphase, wie an einigen, wenigen Arbeiten zu sehen, auch lichtere Nuancen da. Das Dunkle und damit Geheimnisvolle entspricht dem, was der Weg Riegers werden sollte, nachdem er sich von den Gruppen gelöst hatte: Der tiefe und verstehende Blick auf den Mythos. Mann und Frau sind da, letztlich beide Gottheiten. Sie als die mit Gaben Umworbene wie die passiv Wartende, glühend vor Kraft mit geöffneten Beinen auf dem Boden hockend. Er ist der Ritter mit der Lanze, der Jäger, der mit nackten, starken Armen das Raubtier bändigt, dessen geflecktes Fell er sich umhängt als einen magischen Mantel, der der Schlange Herr wird, der den großen Fisch oder den Drachen bezwingt. Augen sehen ihm dabei zu, seine Augen, ihre Augen, die Augen des Kosmos, die Augen des schwarzen Panthers, der den weißen Schwan umschlingt, dessen luftige Freiheit aber nicht zu zerstören vermag? Es sind diese Augen, die den Betrachter vor dem Bild in den Bann ziehen und festhalten. Helmut Riegers Bilder erzählen uralte Menschheitsgeschichten, in denen sich Weisheit mit dem Wissen um die Notwendigkeit des ewigen Kampfes auf dieser Erde paaren.
Einen Philosophen, und Hans Matthäus Bachmayer hat eine Menge philosophischer Texte geschrieben, stellen wir uns in einem blutleeren Wolkenkuckucksheim vor. Weit gefehlt. Dieser Mann nimmt angesplitterte Bretter, zerbrochene Reste von hölzernen Obstkisten, Brettchen und Klötzchen der unterschiedlichsten Art, immer auch kleine, runde Holzpflöcke, die schon mal Busen sein dürfen, meist aber frech aufgerichtete Penisse. Er packt sie auf ein hölzernes Fundament, stabilisiert sie mit drei Spreißeln und hat dann das Menschengerüst da stehen. In den älteren Arbeiten hat er darauf Farbe verteilt mit der Lust eines Kindes, aber wohl nie ohne Absicht. Später kommen ornamentartige Formen in Schwarz hinzu, dann wieder wird Farbe sparsamer und symbolträchtiger. Augen spielen auch bei ihm eine Rolle, bei einigen Stelen ist ein zweites Holzwesen mit Bändern um den Bauch gebunden. Immer da ist die Vulva irgendwo in der tieferen Region, oft da ist der männliche Kopf, ein quergelegter Block mit Kreisen als Augen, eine schräg abgebrochene, lanzenscharfe Spitze. Aber so deutlich muss der Künstler nicht unbedingt werden, immerhin ist der Philosoph gewohnt, Tatsachen sophistisch zu ummanteln. Vielleicht sollte man dem Besucher raten, nicht als ein rational Denkender, sondern als ein Schauender und Fühlender in diese Ausstellung zu gehen.

INGRID ZIMMERMANN
Geöffnet bis 25. Mai werktags von 9 bis 18 Uhr.